/ 

Diebstähle, Unterschlagungen und illegale Verkäufe

zwischen 1945 und 1949

Zwischen 1945 und der Gründung der DDR 1949 verschwanden immer wieder Teile der Gothaer Sammlungen durch unerlaubte Entnahmen, illegalen Verkäufe und damit einhergehender Veruntreuung durch nichtstaatliche Akteure.

Im Zuge des sich abzeichnenden Endes der sowjetischen Besatzungsherrschaft in der Nachkriegszeit und der bevorstehenden Gründung der DDR erkannten die beteiligten Thüringer Ministerien – Finanzen, Volksbildung, Justiz, Inneres – an, dass die Herzog von Sachsen-Coburg und Gotha’sche Stiftung für Kunst und Wissenschaft (kurz: Kunststiftung) mit Sitz in Gotha, deren Vorstand jedoch seit jeher von Coburg aus geführt wurde, rechtlich fortbestand. Insbesondere wegen der Nichtanwendbarkeit des Thüringer Fürstenenteignungsgesetzes vom 11. Dezember 1948 sowie der SMAD-Befehle Nr. 126 und Nr. 64 über die Sequestration und Konfiskation bestimmter Vermögenswerte war die Kunststiftung bis dahin auch Eigentümerin ihres in Thüringen befindlichen Stiftungsvermögens. Deshalb wurde zwischen April und Dezember 1949 zur „Schaffung klarer Rechtsverhältnisse“ die Zwangsauflösung der Kunststiftung unter Berufung auf die Aufhebungsvorschrift des § 87 BGB empfohlen, um den Anfall des verbliebenen thüringischen Stiftungsvermögens an das Land Thüringen zu erreichen. Am 14. Oktober 1950 erfolgte schließlich die Auflösung der Kunststiftung.

Historische Dokumente wie Quittungen, Korrespondenzen oder das Journal der Käufe und Verkäufe – ein internes Rechnungsbuch – deuten darauf hin, dass Mitarbeiter*innen bis zu diesem Zeitpunkt Objekte entnahmen und veräußerten, obwohl ihnen die rechtliche Legitimation dazu fehlte. Ein wichtiger Protagonist ist Arthur Darr (1887-1956), der zunächst als Inspektor der Anstalten für Kunst und Wissenschaft und bis mindestens 1949 auch als Bibliotheksinspektor für einen Großteil dieser Vorgänge verantwortlich war. Damit verstieß Darr gegen Besatzungsrecht und gegen die Bestimmungen der sich in treuhänderischer Verwaltung befundenen Stiftungsmasse. Die bei legalen Veräußerungen üblichen Vermerke in den Inventarbüchern fehlen in diesen Zusammenhängen. Auch in den Verkaufslisten des Museums werden diese Vorgänge nur selten vermerkt oder durch vage Objektbezeichnungen verschleiert, was eine Identifizierung der Werke oft unmöglich macht und auf eine bewusste Verschleierung hindeutet.

Der Erfurter Kunst- und Antiquitätenhändler Kurt Müller, Inhaber der Firma L. Colussi (GmbH), spielte in der Nachkriegszeit eine zentrale Rolle beim Verkauf von Objekten aus den Gothaer Sammlungen. In den späten 1940er Jahren erwarb er über Darr unter anderem wertvolle historische Drucke und Silberschmiedearbeiten von höchster Qualität. Müller verkaufte die erworbenen Stücke häufig in die Schweiz und andere westliche Länder, wo sie bereits Ende der 1940er Jahre auftauchten. Durch seine Geschäfte gelangten wesentliche Teile der Gothaer Sammlung illegal in den internationalen Kunsthandel, obwohl sie als öffentliches Kulturgut in der SBZ hätten verbleiben müssen.

Einige Auktionshäuser und andere Akteure des Kunsthandels haben die Gothaer Provenienz oft nicht oder erst Jahrzehnte später erwähnt. Und auch heute noch werden die Verlustumstände – oft wider besseres Wissen – meist verschwiegen, geleugnet und relativiert. Dieses Verhalten ist kritisch zu betrachten, trug und trägt es doch maßgeblich dazu bei, dass sich die Gothaer Sammlungen nur langsam von den erheblichen Qualitätsverlusten erholen.

Die heute gesicherten Erkenntnisse über diese Verlustlinie erfordern eine Rückführung der Gothaer Werke als Zeichen der ethischen und moralischen Verantwortung, die der Auktions- und Kunsthandel ebenso trägt wie öffentliche und private Sammlungen. Die Stiftung Friedenstein Gotha ist daher stetig bemüht, mit den aktuellen Besitzer:innen redliche und angemessene Lösungen zu finden, um die für die Identität des Hauses wesentlichen Werke zurückzuerhalten.

Beispielobjekte

Diese Objekte stehen für eine Vielzahl von Verlusten. Einige von ihnen konnten für den Friedenstein zurückgewonnen werden und gehören zu den glücklichen „Rückkehrern“, denen im Jahr 2021 die große Ausstellung „Wieder zurück in Gotha. Die verlorenen Meisterwerke“ gewidmet war. Andere werden weiterhin als Verluste geführt.

Trinkgeschirr in Gestalt eines Elefanten mit Turm und Mahut, um 1700 Simon Wickert (1660–1708), Augsburg, Silber, gegossen, getrieben, teilvergoldet H 25 cm Friedenstein Stiftung Gotha Inventarnummer: K 338

Das silbervergoldete Trinkgeschirr in Form eines Elefanten wurde um 1700 von Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1676-1732) in Augsburg in Auftrag gegeben. Es spiegelt die hohe Wertschätzung des Königlich Dänischen Elefantenordens wider, der Friedrich II. 1694 verliehen wurde. Das Gefäß, das sowohl als Schenkkanne als auch als Becher diente, ist seit 1732 in der Silberkammer von Schloss Friedenstein nachweisbar. Nach der unrechtmäßigen Entnahme aus der Sammlung 1945 wurde es durch Verkauf veruntreut und später von dem Erfurter Kunst- und Antiquitätenhändler Kurt Müller erworben. Im Jahr 2002 gelangte der Elefant mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, des Freistaates Thüringen und privater Sponsoren zurück in das Schlossmuseum Gotha.

Provenienz:
im Auftrag von Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg gefertigt

Objektgeschichte:
Seit ca. 1732 in der Silberkammer im Schloss Friedenstein aufbewahrt;
seit 1879 im Bestand des Herzoglichen Museums Gotha; 1945 Diebstahl; 1948 von Kurt Muller, Inh. der Kunst- und Antiquitätenhandlung L. Colussi & Co., in Erfurt erworben; um das Jahr 2000 veräußern dessen Erben das Stuck; nach Präsentation auf der TEFAF in Maastricht, wird das Stück 2002 von einem Schweizer Kunsthändler dem Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe zum Kauf angeboten; dessen damaliger Direktor, Wilhelm Hornbostel, informierte das Gothaer Schlossmuseum – noch im gleichen Jahr Ruckerwerb für die Gothaer Sammlung Ruckführung dank Förderung durch die Kulturstiftung der Länder, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, den Freistaat Thüringen und durch private Sponsoren.

Zu den besonders kostbaren Gold- und Silberschmiedearbeiten in den Sammlungen der Friedenstein Stiftung Gotha gehört ein silbervergoldetes Trinkgeschirr in Elefantengestalt, das Herzog Friedrich II. von Sachsen-Gotha-Altenburg um das Jahr 1700 in Augsburg anfertigen ließ. Der Enkelsohn Herzog Ernsts des Frommen wurde 1694 für besondere diplomatische Verdienste zum Ritter des Königlich-Dänischen Elefantenordens ernannt. Bereits sein Vater, Herzog Friedrich I., war Träger des Ordens und hat den feierlichen Akt der Verleihung am 19. März 1678 ausführlich in seinem Tagebuch beschrieben:

„[…] der Oberambtmann Brüschenck von Coppenhagen […] den Elephanten Orden auf Einem Carmesin roth Sammeten Kusen tragend, […], Unter trompeten Und bauken Klang, […], Ubergab zu Erst des Konigs schreiben Alßdenn den Elephantten Orden […]“.

Der Stolz der Gothaer Herzöge auf den nach dem englischen Hosenbandorden ranghöchsten weltlichen Ritterorden spiegelte sich in zahlreichen Auftragskunstwerken wider, so auch auf vier großen Wappengobelins, die Friedrich II. 1695 – ein Jahr nach seiner Ordensverleihung – in einer Brabanter Manufaktur in Auftrag gab und von denen heute noch drei im Schloss Friedenstein bewahrt werden. Vom Orden, der nach dem Tod seines Trägers an das dänische Königshaus zurückgegeben werden musste, ließ er sich sogar ein Duplikat anfertigen. Zudem geben die Archivalien darüber Auskunft, dass der Herzog seinen Hofbildhauer mit der Anfertigung eines großen, farbig gefassten Holzmodells des Elefanten beauftragt hat.
Auch das Trinkgeschirr ist ein solches Beispiel für den hohen Stellenwert des Elefantenordens am Gothaer Hof. Das Werk des Augsburger Goldschmiedes Simon Wickert besitzt die Gestalt eines Elefanten mit Turm und Mahut, einem auf dem Elefanten reitenden Treiber. Diese Form entspricht der 1693 geschaffenen Insignie des Königlich-Dänischen Elefantenordens in der Schatzkammer von Schloss Rosenborg in Kopenhagen.

Der abnehmbare Turm fungierte als Trinkbecher, während der Elefant – mit Wein gefüllt – als Schenkkanne genutzt werden konnte. Turban und Lendenschurz des Mahut sind vergoldet. Vergoldete und mit punktiertem Rankenornament verzierte Riemen bilden die scheinbare Befestigung des Turmes. Sie werden auf beiden Seiten des Körpers von je fünf vergoldeten Buckeln, die facettiert geschliffenen Schmucksteinen nachempfunden sind, zusammengehalten. Ein größerer Buckel dieser Art mit zackig gefasstem Rand befindet sich auf der Stirn des Elefanten. Die Oberfläche des vergoldeten Sockels ist mit Pflanzen und Steinen in flach getriebenem Relief verziert. Eine im Thüringischen Staatsarchiv bewahrte Kammerrechnung aus dem Jahr 1712 über die Neuvergoldung des Elefanten lässt vermuten, dass Herzog Friedrich II. das prunkvolle Trinkgeschirr wohl regelmäßig benutzt hat.

Nach dem Tod Herzog Friedrichs II. im Jahr 1732 wurde das Elefanten-Trinkgeschirr in der Silberkammer verwahrt. Bei Einrichtung und Eröffnung des Herzoglichen Museums 1879 fand es neben weiteren Gold- und Silberschmiedearbeiten seinen Platz in einer repräsentativen Wandvitrine, die der Hofmaler Heinrich Justus Schneider (1811–1884) in einem Aquarell festhielt. Im Jahr 2002 konnte das bedeutende Stück, das 1945 gestohlen worden war und sich mehr als fünf Jahrzehnte im Besitz der Familie des Erfurter Antiquitätenhändlers Kurt Müller befand, mit Hilfe mehrerer Förderer für das Gothaer Schlossmuseum zurückerworben werden.

Kurfürst Friedrich III., Herzog von Sachsen, der Weise, um 1525 (Entwurf), um 1532/33 (Druck) (zwei Flugblätter sächsischer Kurfürsten) Lucas Cranach d. Ä. (1472–1553)

Der Holzschnitte, der sich vermutlich bereits im 16. Jahrhundert in der Kunstsammlung der Ernestiner befand, wurde nachweislich im 19. Jahrhundert in der Herzoglichen Bibliothek und später im Kupferstichkabinett Gotha aufbewahrt. Die Sammlung umfasst rund 700 kolorierte Flugblätter aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die zum Teil aus mehreren Druckstöcken bestehen und häufig kopiert wurden.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges war das Kupferstichkabinett im Erdgeschoss des Schlosses ausgelagert. Ebenso wie andere Kunstgegenstände 1945/46 aus dem Schloss verschwanden und als „ausgesondertes Museumsgut“ an den Kunsthändler Müller in Erfurt verkauft wurden, gelangte auch eine noch unbekannte Anzahl von Grafiken in seine Hände. Von 1955 bis 1973 tauchten in den Auktionen des traditionsreichen Berner Auktionshauses Gutekunst & Klipstein und später Kornfeld & Klipstein immer wieder Flugblätter mit Gothaer Provenienz auf. Der Rückkauf erfolgte 2009.

Provenienz:
Altbestand, d.h. die Drucke gelangten vermutlich bereits im 16. Jahrhundert in die ernestinische Kunstsammlung.

Objektgeschichte:
Im 19. Jahrhundert Teil der Herzoglichen Bibliothek; seit 1894 im Herzoglichen Museum Gotha, Kupferstichkabinett; 1933 Verkauf über C. G. Boerner, Auktions-Institut, Kunst- und Buchantiquariat; 1933–2009 Privatbesitz; Rückkauf 2009 durch Vermittlung des Buch- und Kunstantiquariates August Laube in Zürich, Nachfolgerin Frau Brigitta Laube-Oppliger; seit 2009 im Kupferstichkabinett der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Rückerwerb dank der Vorfinanzierung der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Die beiden prachtvoll kolorierten Einblattholzschnitte mit den Porträts Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen sind als Pendants von Lucas Cranach d. Ä. konzipiert. Sie entstanden bereits um 1525 und wurden in der vorliegenden Fassung um 1532/33 gedruckt.
Die Knittelverse unter den Dargestellten geben einen kurzen Abriss ihrer Leistungen als Kurfürsten und Herzöge von Sachsen sowie ihrer Unterstützung des neuen Glaubens. Anlass war der Übergang der kursächsischen Herrschaft von Johann I. auf seinen Sohn Johann Friedrich I. Die Drucke stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus altem ernestinischem Besitz und befanden sich seit der Gründung des Herzogtums Sachsen-Gotha in der Residenzstadt. In den 1920er und 1930er Jahren sind umfangreiche Verkäufe von Druckgraphik – häufig Dubletten -, aber auch von Zeichnungen belegt, darunter 1933 auch die beiden Blätter von Lucas Cranach d. Ä.. Sie gelangten in Privatbesitz und tauchten 2008 zusammen mit elf weiteren Holzschnitten wieder im Schweizer Kunsthandel auf, von wo sie zurückerworben werden konnten. Die Verse auf dem Blatt Friedrichs des Weisen stammen von Martin Luther. Er notierte sie am 9. Juli 1525. Das Schriftstück befindet sich heute in der Forschungsbibliothek Gotha, Chart A 122, fol. 28. Vgl. dazu Ludolphy 1984, S. 18f. 2 Kurfürst Johann Friedrich I. gab 1533 bei Lucas Cranach d. Ä. auch 60 kleinformatige Gemälde mit den Porträts seines Vaters und seines Onkels in Auftrag, die als Diplomatengeschenke weitergereicht wurden. Die darauf aufgeklebten Typentexte stimmen mit den Texten der Flugblätter überein. 3 Aukt. Kat. Leipzig Boerner 1933, S. 22, Los 182.

Pfalzgraf Wilhelm bei Rhein, um 1549 (Teil von 11 Holzschnitten aus dem Kupferstichkabinett), Michael Ostendorfer (um 1490–1559), zugeschrieben, [Nürnberg]: Hans Guldenmund, Papier, kolorierter Holzschnitt von zwei Stöcken, typografischer Text H 40,5 cm; B 30 cm, Inventarnummer: 38,92 Friedenstein Stiftung Gotha

Der Holzschnitte, der sich vermutlich bereits im 16. Jahrhundert in der Kunstsammlung der Ernestiner befand, wurde nachweislich im 19. Jahrhundert in der Herzoglichen Bibliothek und später im Kupferstichkabinett Gotha aufbewahrt. Die Sammlung umfasst rund 700 kolorierte Flugblätter aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die zum Teil aus mehreren Druckstöcken bestehen und häufig kopiert wurden.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges war das Kupferstichkabinett im Erdgeschoss des Schlosses ausgelagert. Ebenso wie andere Kunstgegenstände 1945/46 aus dem Schloss verschwanden und als „ausgesondertes Museumsgut“ an den Kunsthändler Müller in Erfurt verkauft wurden, gelangte auch eine noch unbekannte Anzahl von Grafiken in seine Hände. Von 1955 bis 1973 tauchten in den Auktionen des traditionsreichen Berner Auktionshauses Gutekunst & Klipstein und später Kornfeld & Klipstein immer wieder Flugblätter mit Gothaer Provenienz auf. Der Rückkauf erfolgte 2009.

Provenienz:
Altbestand, das heißt, die Drucke fanden vermutlich im 16. Jahrhundert Eingang in die Kunstsammlung der Ernestiner.

Objektgeschichte:
Im 19. Jahrhundert Teil der Herzoglichen Bibliothek; seit 1894 im Herzoglichen Museum Gotha, Kupferstichkabinett; Ende 1943 Einlagerung ins Schloss Friedenstein, Erdgeschoss; nach 1945/46 Verlust; 1945/46 bis 1950er-Jahre Kunst- und Antiquitätenhandlung L. Colussi & Co., Inh. Kurt Müller, in Erfurt; 1955–1959 Versteigerung über das Auktionshaus Gutekunst & Klipstein in Bern; anschließend Privatbesitz bzw. weitere Versteigerungen bis 1973 und dann Privatbesitz; Rückkauf 2009 durch Vermittlung des Buch- und Kunstantiquariates August Laube in Zürich, Nachfolgerin Frau Brigitta Laube-Oppliger; seit 2009 Kupferstichkabinett der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Rückerwerb dank der Vorfinanzierung der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha besitzt eine der weltweit größten, historisch gewachsenen Flugblattsammlungen der Frühen Neuzeit. Knapp 700 Blatt zählt allein der Bestand an xylografisch illustrierten Einblattdrucken aus dem 15. und 16. Jahrhundert, der mehrheitlich mit kräftigen Farben koloriert ist. Der sehr gute Erhaltungszustand und die protestantische Ausrichtung der Drucke legen die Vermutung nahe, dass die Sammlung zur Entstehungszeit der Werke zusammengetragen wurde. Möglicherweise entstand sie am Hofe der Ernestiner in Wittenberg und Torgau und wurde nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg 1547 in Weimar weitergeführt. Gesichert ist, dass gut 100 Jahre später Ernst I. von Sachsen-Gotha eine große Anzahl von Graphikbänden als Erbteil mit nach Gotha nahm, wo sie einen Teil der neu gegründeten Kunstkammer bildeten. Dank seines Interesses an tagesaktuellen wie auch historischen Themen sammelte Ernst aktiv weiter, sodass der Bestand des 17. Jahrhunderts annähernd den gleichen Umfang wie jener des vorherigen Jahrhunderts aufweist.
Die elf ausgestellten Blätter gehörten bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu zwei gebundenen Sammelbänden, als „Xylographica I“ und „Xylographica II“ bezeichnet. Im 19. Jahrhundert waren sie in der Herzoglichen Bibliothek aufgestellt. Karl Purgold, Direktor des Herzoglichen Museums, übernahm sie 1894 in das Kupferstichkabinett und legte ein erstes ausführliches Inventar an. In den 1910er-Jahren wurden die Bände auseinandergenommen. Die Paginierungsnummer jeweils in der oberen rechten Ecke eines Blattes verweist noch auf die einstige Position des Druckes in den Sammelbänden.

Die Flugblätter datieren zwischen 1535 und 1553 und wurden mit einer Ausnahme alle in Nürnberg gefertigt. Nürnberg war eines der Zentren der Flugblattproduktion im 16. Jahrhundert, entsprechend groß ist auch die Anzahl der dort hergestellten Drucke in Gotha. Neun Blatt zeigen Bildnisse damaliger europäischer Potentaten als Stand-, Brust- oder Reiterporträts. Die entwerfenden oder auch formschneidenden Künstler haben selten signiert, sodass die Zuordnung zu einem Künstler häufig über Zuschreibungen erfolgt. Eine Besonderheit, die auch noch einmal die Herstellungsgegebenheiten unterstreicht, besteht bei den Porträtholzschnitten, die aus mehreren Druckstöcken zusammengesetzt wurden. Bei den Standporträts von Ottheinrich von der Pfalz und Kurfürst Joachim II. stammen jeweils der Ober- und der Unterkörper von zwei unterschiedlichen Künstlern. Bei den Reiterbildnissen des Pfalzgrafen Wilhelm bei Rhein und Heinrichs II. von Frankreich liegt zwar nur eine Autorschaft vor, dennoch sind Kopf und Wappen extra gearbeitet. Drucker und Verleger agierten an dieser Stelle sehr arbeitsökonomisch, schließlich konnte so der Druckstock mit der unspezifischen Darstellung von Unterkörper und Pferd mit Landsknechten für weitere Flugblätter genutzt werden. Lediglich das Porträt und das Wappen wurden für die Darstellung eines anderen Herrn neu geschnitten.

Diese Arbeitsökonomie, die sich ebenfalls finanziell auszahlte, liegt auch in einem anderen Bereich vor, etwa wenn Bild und/oder Texte manches Mal über Jahrzehnte hinweg kopiert wurden. So fertigte Niclas Stör seinen Landsknecht, der um die Gunst eines Mädchens buhlt, das ihrerseits aber nur an ihm interessiert ist, solange das Geld stimmt (Kat. Nr. 49), nach einem von Hans Glaser verlegten Druck an. In ähnlicher Weise übernahm Anthony Corthoys d. Ä. von einem um 15 bis 20 Jahre älteren Druck den Text und fertigte nach der Vorlage von Erhard Schön einen abgewandelten Holzschnitt, in dem er die in den Knittelversen beschriebene Geschichte der andauernden Feindschaft zwischen den Hunden, Katzen und Mäusen visualisierte. Das Kopierwesen war in jener Zeit weit verbreitet, auch wenn es bereits Versuche gab, in Form von Privilegien dem Urheberrecht gerecht zu werden.

Die hier vorliegenden Drucke sind eindrucksvolle Zeugnisse einer Zeit, in der die Flugpublizistik sich etabliert hatte und breite Bevölkerungskreise erreichte. An der Wende zum 20. Jahrhundert rückten diese Blätter vermehrt in den Fokus der Wissenschaft, was mit Sicherheit einer der Gründe für Karl Purgold war, die Sammelbände auseinanderzunehmen. Er ermöglichte damit Wissenschaftlern und dem beginnenden Ausstellungs- und Leihwesen einen erleichterten Zugang zu den Beständen. Über die Aufbewahrungssituation direkt nach Auflösung der Bände kann heute nur spekuliert werden – es liegen hierzu keine Dokumentationen vor. Die im Kupferstichkabinett überlieferten Kästen und Mappen sowie aufgelegten Grafiken verheißen aber, dass auch die xylografisch illustrierten Flugblätter als Einzelblätter, teilweise sicher aufgelegt, in eben solchen Kapseln oder Mappen verwahrt wurden.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges war das Kupferstichkabinett im Erdgeschoss des Schlosses ausgelagert. Ebenso wie andere Kunstobjekte 1945/46 aus dem Schloss verschwanden und als „ausgesondertes Museumsgut“ an den Kunsthändler Müller in Erfurt veräußert wurden, so gelangte auch eine noch unbekannte Anzahl an Druckgrafiken in seine Hände. Von 1955 bis 1973 tauchen in den Versteigerungen des Berner Traditionsauktionshauses Gutekunst & Klipstein sowie nachfolgend Kornfeld & Klipstein immer wieder Flugblätter auf, deren Provenienz auf Gotha zurückgeht. Zu diesen gehörten auch die elf Blätter. Im Jahre 2008 gelangten sie zusammen mit den 1933 regulär verkauften Holzschnittporträts von Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen wiederum auf den Schweizer Kunstmarkt, von wo aus sie zurückgekauft werden konnten.

König Heinrich ii. von Frankreich zu Pferd mit Landsknechten, um 1550, (Teil von 11 Holzschnitten aus dem Kupferstichkabinett), Virgil Solis (1514–1562), Nürnberg: Stefan Hamer, Papier, kolorierter Holzschnitt von drei Stöcken, typografischer Text, H 30,1 cm; B 40,5 cm Inventarnummer: 38,93, Friedenstein Stiftung Gotha

Der Holzschnitte, der sich vermutlich bereits im 16. Jahrhundert in der Kunstsammlung der Ernestiner befand, wurde nachweislich im 19. Jahrhundert in der Herzoglichen Bibliothek und später im Kupferstichkabinett Gotha aufbewahrt. Die Sammlung umfasst rund 700 kolorierte Flugblätter aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die zum Teil aus mehreren Druckstöcken bestehen und häufig kopiert wurden.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges war das Kupferstichkabinett im Erdgeschoss des Schlosses ausgelagert. Ebenso wie andere Kunstgegenstände 1945/46 aus dem Schloss verschwanden und als „ausgesondertes Museumsgut“ an den Kunsthändler Müller in Erfurt verkauft wurden, gelangte auch eine noch unbekannte Anzahl von Grafiken in seine Hände. Von 1955 bis 1973 tauchten in den Auktionen des traditionsreichen Berner Auktionshauses Gutekunst & Klipstein und später Kornfeld & Klipstein immer wieder Flugblätter mit Gothaer Provenienz auf. Der Rückkauf erfolgte 2009.

Provenienz:
Altbestand, das heißt, die Drucke fanden vermutlich im 16. Jahrhundert Eingang in die Kunstsammlung der Ernestiner.

Objektgeschichte:
Im 19. Jahrhundert Teil der Herzoglichen Bibliothek; seit 1894 im Herzoglichen Museum Gotha, Kupferstichkabinett; Ende 1943 Einlagerung ins Schloss Friedenstein, Erdgeschoss; nach 1945/46 Verlust; 1945/46 bis 1950er-Jahre Kunst- und Antiquitätenhandlung L. Colussi & Co., Inh. Kurt Müller, in Erfurt; 1955–1959 Versteigerung über das Auktionshaus Gutekunst & Klipstein in Bern; anschließend Privatbesitz bzw. weitere Versteigerungen bis 1973 und dann Privatbesitz; Rückkauf 2009 durch Vermittlung des Buch- und Kunstantiquariates August Laube in Zürich, Nachfolgerin Frau Brigitta Laube-Oppliger; seit 2009 Kupferstichkabinett der Friedenstein Stiftung Gotha. Rückerwerb dank der Vorfinanzierung der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha besitzt eine der weltweit größten, historisch gewachsenen Flugblattsammlungen der Frühen Neuzeit. Knapp 700 Blatt zählt allein der Bestand an xylografisch illustrierten Einblattdrucken aus dem 15. und 16. Jahrhundert, der mehrheitlich mit kräftigen Farben koloriert ist. Der sehr gute Erhaltungszustand und die protestantische Ausrichtung der Drucke legen die Vermutung nahe, dass die Sammlung zur Entstehungszeit der Werke zusammengetragen wurde. Möglicherweise entstand sie am Hofe der Ernestiner in Wittenberg und Torgau und wurde nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg 1547 in Weimar weitergeführt. Gesichert ist, dass gut 100 Jahre später Ernst I. von Sachsen-Gotha eine große Anzahl von Graphikbänden als Erbteil mit nach Gotha nahm, wo sie einen Teil der neu gegründeten Kunstkammer bildeten. Dank seines Interesses an tagesaktuellen wie auch historischen Themen sammelte Ernst aktiv weiter, sodass der Bestand des 17. Jahrhunderts annähernd den gleichen Umfang wie jener des vorherigen Jahrhunderts aufweist.
Die elf ausgestellten Blätter gehörten bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu zwei gebundenen Sammelbänden, als „Xylographica I“ und „Xylographica II“ bezeichnet. Im 19. Jahrhundert waren sie in der Herzoglichen Bibliothek aufgestellt. Karl Purgold, Direktor des Herzoglichen Museums, übernahm sie 1894 in das Kupferstichkabinett und legte ein erstes ausführliches Inventar an. In den 1910er-Jahren wurden die Bände auseinandergenommen. Die Paginierungsnummer jeweils in der oberen rechten Ecke eines Blattes verweist noch auf die einstige Position des Druckes in den Sammelbänden.

Die Flugblätter datieren zwischen 1535 und 1553 und wurden mit einer Ausnahme alle in Nürnberg gefertigt. Nürnberg war eines der Zentren der Flugblattproduktion im 16. Jahrhundert, entsprechend groß ist auch die Anzahl der dort hergestellten Drucke in Gotha. Neun Blatt zeigen Bildnisse damaliger europäischer Potentaten als Stand-, Brust- oder Reiterporträts. Die entwerfenden oder auch formschneidenden Künstler haben selten signiert, sodass die Zuordnung zu einem Künstler häufig über Zuschreibungen erfolgt. Eine Besonderheit, die auch noch einmal die Herstellungsgegebenheiten unterstreicht, besteht bei den Porträtholzschnitten, die aus mehreren Druckstöcken zusammengesetzt wurden. Bei den Standporträts von Ottheinrich von der Pfalz und Kurfürst Joachim II. stammen jeweils der Ober- und der Unterkörper von zwei unterschiedlichen Künstlern (Kat. Nr. 47 und 48). Bei den Reiterbildnissen des Pfalzgrafen Wilhelm bei Rhein und Heinrichs II. von Frankreich (Kat. Nr. 51 und 46) liegt zwar nur eine Autorschaft vor, dennoch sind Kopf und Wappen extra gearbeitet. Drucker und Verleger agierten an dieser Stelle sehr arbeitsökonomisch, schließlich konnte so der Druckstock mit der unspezifischen Darstellung von Unterkörper und Pferd mit Landsknechten für weitere Flugblätter genutzt werden. Lediglich das Porträt und das Wappen wurden für die Darstellung eines anderen Herrn neu geschnitten.
Diese Arbeitsökonomie, die sich ebenfalls finanziell auszahlte, liegt auch in einem anderen Bereich vor, etwa wenn Bild und/oder Texte manches Mal über Jahrzehnte hinweg kopiert wurden. So fertigte Niclas Stör seinen Landsknecht, der um die Gunst eines Mädchens buhlt, das ihrerseits aber nur an ihm interessiert ist, solange das Geld stimmt, nach einem von Hans Glaser verlegten Druck an. In ähnlicher Weise übernahm Anthony Corthoys d. Ä. von einem um 15 bis 20 Jahre älteren Druck den Text und fertigte nach der Vorlage von Erhard Schön einen abgewandelten Holzschnitt, in dem er die in den Knittelversen beschriebene Geschichte der andauernden Feindschaft zwischen den Hunden, Katzen und Mäusen visualisierte. Das Kopierwesen war in jener Zeit weit verbreitet, auch wenn es bereits Versuche gab, in Form von Privilegien dem Urheberrecht gerecht zu werden.

Die hier vorliegenden Drucke sind eindrucksvolle Zeugnisse einer Zeit, in der die Flugpublizistik sich etabliert hatte und breite Bevölkerungskreise erreichte. An der Wende zum 20. Jahrhundert rückten diese Blätter vermehrt in den Fokus der Wissenschaft, was mit Sicherheit einer der Gründe für Karl Purgold war, die Sammelbände auseinanderzunehmen. Er ermöglichte damit Wissenschaftlern und dem beginnenden Ausstellungs- und Leihwesen einen erleichterten Zugang zu den Beständen. Über die Aufbewahrungssituation direkt nach Auflösung der Bände kann heute nur spekuliert werden – es liegen hierzu keine Dokumentationen vor. Die im Kupferstichkabinett überlieferten Kästen und Mappen sowie aufgelegten Grafiken verheißen aber, dass auch die xylografisch illustrierten Flugblätter als Einzelblätter, teilweise sicher aufgelegt, in eben solchen Kapseln oder Mappen verwahrt wurden.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges war das Kupferstichkabinett im Erdgeschoss des Schlosses ausgelagert. Ebenso wie andere Kunstobjekte 1945/46 aus dem Schloss verschwanden und als „ausgesondertes Museumsgut“ an den Kunsthändler Müller in Erfurt veräußert wurden, so gelangte auch eine noch unbekannte Anzahl an Druckgrafiken in seine Hände. Von 1955 bis 1973 tauchen in den Versteigerungen des Berner Traditionsauktionshauses Gutekunst & Klipstein sowie nachfolgend Kornfeld & Klipstein immer wieder Flugblätter auf, deren Provenienz auf Gotha zurückgeht. Zu diesen gehörten auch die elf Blätter. Im Jahre 2008 gelangten sie zusammen mit den 1933 regulär verkauften Holzschnittporträts von Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen wiederum auf den Schweizer Kunstmarkt, von wo aus sie zurückgekauft werden konnten.

Herzog Heinrich II. von Braunschweig, um 1548–1550 (Teil von 11 Holzschnitten aus dem Kupferstichkabinett) Michael Ostendorfer (um 1490–1559), Umkreis Nürnberg: Hans Guldenmund Papier, kolorierter Holzschnitt, typografischer Text H 40,5 cm; B 29,5 cm Inventarnummer: 38,89 Friedenstein Stiftung Gotha

Der Holzschnitte, der sich vermutlich bereits im 16. Jahrhundert in der Kunstsammlung der Ernestiner befand, wurde nachweislich im 19. Jahrhundert in der Herzoglichen Bibliothek und später im Kupferstichkabinett Gotha aufbewahrt. Die Sammlung umfasst rund 700 kolorierte Flugblätter aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die zum Teil aus mehreren Druckstöcken bestehen und häufig kopiert wurden.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges war das Kupferstichkabinett im Erdgeschoss des Schlosses ausgelagert. Ebenso wie andere Kunstgegenstände 1945/46 aus dem Schloss verschwanden und als „ausgesondertes Museumsgut“ an den Kunsthändler Müller in Erfurt verkauft wurden, gelangte auch eine noch unbekannte Anzahl von Grafiken in seine Hände. Von 1955 bis 1973 tauchten in den Auktionen des traditionsreichen Berner Auktionshauses Gutekunst & Klipstein und später Kornfeld & Klipstein immer wieder Flugblätter mit Gothaer Provenienz auf. Der Rückkauf erfolgte 2009.

Provenienz:
Altbestand, d.h. die Drucke gelangten vermutlich bereits im 16. Jahrhundert in die ernestinische Kunstsammlung.

Objektgeschichte:
Im 19. Jahrhundert Teil der Herzoglichen Bibliothek; seit 1894 im Herzoglichen Museum Gotha, Kupferstichkabinett; Ende 1943 Einlagerung ins Schloss Friedenstein, Erdgeschoss; nach 1945/46 Verlust; 1945/46 bis 1950er-Jahre Kunst- und Antiquitätenhandlung L. Colussi & Co., Inh. Kurt Müller, in Erfurt; 1955–1959 Versteigerung über das Auktionshaus Gutekunst & Klipstein in Bern; anschließend Privatbesitz bzw. weitere Versteigerungen bis 1973 und dann Privatbesitz; Rückkauf 2009 durch Vermittlung des Buch- und Kunstantiquariates August Laube in Zürich, Nachfolgerin Frau Brigitta Laube-Oppliger; seit 2009 Kupferstichkabinett der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha. Rückerwerb dank der Vorfinanzierung der Ernst von Siemens Kunststiftung.

Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha besitzt eine der weltweit größten historisch gewachsenen Flugblattsammlungen der Frühen Neuzeit. Allein der Bestand an xylographisch illustrierten Einblattdrucken aus dem 15. und 16. Jahrhundert, die zumeist in kräftigen Farben koloriert sind, umfasst fast 700 Blätter. Der sehr gute Erhaltungszustand und die protestantische Ausrichtung der Drucke lassen vermuten, dass die Sammlung zur Zeit ihrer Entstehung zusammengetragen wurde. Möglicherweise entstand sie am ernestinischen Hof in Wittenberg und Torgau und wurde nach dem verlorenen Schmalkaldischen Krieg 1547 in Weimar weitergeführt. Sicher ist, dass gut 100 Jahre später Ernst I. von Sachsen-Gotha eine große Anzahl von Graphikbänden als Erbteil nach Gotha brachte, wo sie einen Teil der neu gegründeten Kunstkammer bildeten. Dank seines Interesses an aktuellen und historischen Themen sammelte Ernst weiterhin aktiv, so dass der Bestand des 17. Jahrhunderts in etwa den Umfang des vorangegangenen Jahrhunderts erreicht.
Der Holzschnitt gehörte bis Anfang des 20. Jahrhunderts zu zwei gebundenen Sammelbänden, die als „Xylographica I“ und „Xylographica II“ bezeichnet wurden. Sie waren im 19. Jahrhundert in der Herzoglichen Bibliothek aufgestellt. Karl Purgold, Direktor des Herzoglichen Museums, übernahm sie 1894 in das Kupferstichkabinett und erstellte ein erstes ausführliches Inventar. In den 1910er Jahren wurden die Bände auseinandergenommen. Die Paginierungsnummer in der rechten oberen Ecke eines jeden Blattes verweist noch heute auf die ehemalige Position des Druckes in den Sammelbänden.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert rückten diese Blätter immer mehr in den Blickpunkt des wissenschaftlichen Interesses, was sicher einer der Gründe für Karl Purgold war, die Bände auseinanderzunehmen. Er ermöglichte damit der Wissenschaft und dem aufkommenden Ausstellungs- und Leihwesen einen leichteren Zugang zu den Beständen. Über die Aufbewahrungssituation unmittelbar nach der Auflösung der Bände kann heute nur spekuliert werden – eine Dokumentation liegt nicht vor. Die im Kupferstichkabinett überlieferten Kästen und Mappen sowie die aufgelegten Graphiken lassen jedoch vermuten, dass auch die xylographisch illustrierten Flugblätter als Einzelblätter, zum Teil sicher aufgelegt, in ebensolchen Kästen oder Mappen aufbewahrt wurden.

Elfenbeinhumpen mit Darstellung der Verehrung des Goldenen Kalbes, um 1674–1680, Unbekannter französischer Meister Danzig, Elfenbein, geschnitzt; Fassung Silber, getrieben, gegossen und vergoldet, H 22,5 cm; Dm 14,8 cm, Friedenstein Stiftung Gotha, Inventarnummer: K 57

Der Humpen, ein Geburtstagsgeschenk Herzog Johann Adolphs I. von Sachsen-Weißenfels (1649-1697) an Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1646-1691) im Jahr 1689, wurde 1945 unerlaubt aus der Sammlung entfernt, durch späteren Verkauf veruntreut und gelangte so 1948 in den Besitz des Erfurter Antiquitätenhändlers Kurt Müller. 2015 in einem Heidelberger Auktionshaus entdeckt, konnte das aufwendig gearbeitete Gefäß zwei Jahre später für 265.000 Euro versteigert werden. Die Friedenstein Stiftung Gotha nutzte die Gelegenheit, den Humpen mit großzügiger Unterstützung zurückzuerwerben und in seinen ursprünglichen Zustand zu versetzen.

Provenienz:
Geburtstagsgeschenk Herzog Johann Adolphs I. von Sachsen-Weisenfels (1649–1697) an Herzog Friedrich I. von Sachsen-Gotha-Altenburg im Jahr 1689

Objektgeschichte:
Seit 1879 im Bestand des Herzoglichen Museums Gotha; 1945 Diebstahl;1948 von Kurt Müller, Inh. der Kunst- und Antiquitätenhandlung L. Colussi & Co., in Erfurt erworben; 2015 von den Erben Kurt Müllers in das Heidelberger Auktionshaus Metz zur Versteigerung eingeliefert und nach Intervention der Friedenstein Stiftung Gotha staatsanwaltschaftlich beschlagnahmt; 2017 Einstellung des Ermittlungsverfahrens und Freigabe durch die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth; Versteigerung im Auktionshaus Metz, Heidelberg; 2018 Rückerwerb aus dem Bremer Kunsthandel Rückführung dank der Unterstützung der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Kulturstiftung der Länder, des Freistaats Thüringen und privater Sponsoren.

Erstmals im Gothaer Kunstkammerinventar von 1717 als eine „aus Helfenbein gearbeitete Kanne, woran die Historie der Kinder Israel da sie sich bey dem Güldenem Kalbe frölig bezeugen“ beschrieben, war der Humpen bereits im Jahr 1689 als Geburtstagsgeschenk des Herzogs von Sachsen-Weißenfels an seinen Gothaer Schwager Herzog Friedrich I. in die Friedensteinischen Sammlungen gelangt. Interessant ist der Umstand, dass Herzog Friedrich I. den Humpen als persönliches Geschenk an die Kunstkammer weitergab, deren Sammlung seit dem 17. Jahrhundert nicht als Privateigentum der herzoglichen Familie, sondern als Eigentum des Landes Sachsen-Gotha galt. Diese Verfahrensweise ist auch für andere bedeutende Kunstwerke durch entsprechende Inventareinträge belegt.

Die vergoldete Silberfassung des Humpens mit delphinförmig gestaltetem Henkel ist eine Arbeit des Goldschmieds Johann Ernst Kadau(w) II. Er entstammte einer alteingesessenen Familie von Goldschmieden und erlangte im Jahr 1674 seine Meistergerechtigkeit. Nur wenige seiner sehr qualitätsvollen Arbeiten sind in öffentlich zugänglichen Sammlungen erhalten. Marc Rosenberg führte 1923 sieben Objekte an, unter denen der in Gotha befindliche Humpen als bedeutendstes Werk des Danziger Meisters galt. Zum damaligen Zeitpunkt waren nur zwei direkte Vergleichsstücke bekannt: ein Humpen mit der Figur des Moses als Deckelbekrönung aus der Sammlung des österreichischen Kaiserhauses im Kunsthistorischen Museum Wien und ein weiteres Exemplar mit Reiterfigur in der Sammlung J. Pierpont Morgan (1837–1913) in New York.

Eine von Rosenberg nicht erfasste Arbeit Kadau(w)s aus der Zeit um 1680 befindet sich in der Sammlung des Hessischen Landesmuseums in Kassel. Die Elfenbeinschnitzereien, die wie bei dem Gothaer Exemplar alttestamentarische Szenen zeigen, werden Christoph Maucher zugeschrieben. Dies trifft auch für den Humpen im Kunsthistorischen Museum Wien zu. Der aus Schwäbisch-Gmünd stammende Bernstein- und Elfenbeinschneider Maucher, der zunächst am Hof des Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein (1611–1684) tätig war, ließ sich um 1670 in Danzig nieder. Im 17. Jahrhundert galt die Hansestadt Danzig nicht nur als bedeutendes europäisches Zentrum der Goldschmiedekunst, sondern auch als Anziehungspunkt für Wissenschaftler und Künstler. Die in Danzig seit 1557 vorherrschende Religionsfreiheit war für Künstler und Kunsthandwerker protestantischen Glaubens ein Anreiz, sich dort anzusiedeln.

Stilistische Vergleiche des aus der Gothaer Kunstkammer stammenden Humpens mit den Exemplaren in Wien und Kassel lassen die berechtigte Vermutung zu, dass die Elfenbeinschnitzereien aus der Hand ein und desselben Meisters stammen. Ein weiteres Werk Christoph Mauchers befindet sich in der Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien – die sogenannte Wiener Apotheose, ein aus Elfenbein und Ebenholz gearbeitetes allegorisches Miniaturdenkmal von „Kaiser Leopold (I. und Joseph) im Triumph wider die Türken“ aus dem Jahr 1700.

Während der Humpen seit 1945 als verschollen galt, verblieb die figürliche Deckelbekrönung in Gestalt des Priesters Aaron mit dem Kalb zunächst in der Gothaer Elfenbein-Sammlung. Sie gehörte jedoch zu den Kunstwerken, die im Sommer 1945 von der Roten Armee beschlagnahmt, im Frühjahr 1946 in die UdSSR abtransportiert und 1958 an die DDR zurückgegeben wurden. Bereits kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hatte man begonnen, die im Gothaer Museum befindlichen Kunstwerke für eine Evakuierung vorzubereiten. Die Figur des Aaron, die mittels Zierschraube und -mutter am Deckel befestigt war, wurde abgenommen und vermutlich separat verpackt. Bedeutende Gemälde wurden ins Jagdschloss Reinhardsbrunn bei Friedrichroda ausgelagert. Kostbare Kunstkammerobjekte wurden in bombensichere Gewölbe des Schlosses Friedenstein – beispielsweise in die Fürstengruft – verbracht. Hier wie auch in Reinhardsbrunn haben die sorgsam verpackten Kunstwerke den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden. In den wenigen Wochen zwischen Kriegsende und Beschlagnahmung der Sammlungen durch die Rote Armee im Juli 1945 fanden jedoch zahlreiche Diebstähle statt. Unbefugte entnahmen eine Reihe bedeutender Objekte, ohne auf deren Vollständigkeit oder Zugehörigkeit zu einem mehrteiligen Ensemble zu achten.

In den Jahren 1948 und 1949 wurden der Elfenbeinhumpen und weitere aus den Gothaer Sammlungen entwendete Kunstwerke von dem Erfurter Antiquitätenhändler Kurt Müller erworben. Einige Stücke wurden an Kunsthändler weiterverkauft oder in Auktionshäusern in Westdeutschland und der Schweiz eingeliefert. Weitere Kunstwerke im Besitz Kurt Müllers wurden in den 1950er-Jahren in die Bundesrepublik Deutschland verbracht und seit 2000 vermehrt im Kunsthandel angeboten. Im Herbst 2015 erhielt die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha von der Bremer Galerie Neuse den Hinweis, dass in einer Versteigerung des Heidelberger Auktionshauses Metz am 28. November 2015 ein Elfenbeinhumpen angeboten werden sollte, der möglicherweise das in Gotha vermisste Stück war. Eine erste Prüfung ließ die Vermutung zunächst abwegig erscheinen, doch weitere Fotos bestätigten die Identifizierung des Humpens als das vermisste Stück, auch wenn die Deckelbekrönung in Gestalt einer Büste eines Afrikaners nicht zum Original gehörte. Die Friedenstein Stiftung Gotha informierte das Landeskriminalamt Stuttgart, was zu einer Beschlagnahmung des Stückes und einer langwierigen staatsanwaltschaftlichen Untersuchung führte. Es wurde festgestellt, dass die Friedenstein Stiftung Gotha als Rechtsnachfolgerin des damaligen Gothaer Museums ihr Eigentum an dem Humpen nicht verloren hatte, der Anspruch auf Herausgabe jedoch verjährt war. Der Humpen wurde daher den Einlieferern, der Erbengemeinschaft des Erfurter Antiquitätenhändlers Kurt Müller, zurückgegeben. Trotz des großen Interesses der Friedenstein Stiftung Gotha am Rückerwerb wurde der Humpen erneut im Auktionshaus Metz zur Versteigerung angeboten und am 20. Mai 2017 für 265.000 € (zzgl. Aufgeld 25 % = 331.250 Euro) ersteigert. Schließlich konnte der Humpen von der Friedenstein Stiftung Gotha dank großzügiger Förderung zurückerworben und wieder in seinen Originalzustand – mit der Figur des Aaron als Deckelbekrönung – versetzt werden.

Meister E.S. Verkündigung Um 1450 Kupferstich 15,3×11,5 cm (bei Lehrs 11,3 cm) Vergleichsobjekt
© Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Andreas Diesend

Provenienz:
Herzogliche Sammlungen zu Gotha, erstmals 1854 erwähnt
Um 1948 unerlaubte Entnahme
Bis 1953 Privatsammlung Deutschland
Bis 1956 Privatsammlung Schweiz
Bis 1991 Richard H. Zinser (ab 1984 Erben), Stuttgart und Forest Hills, NY
Seit 1991 Privatsammlung Schweiz

Auktion/Literatur:
Max Lehrs, II. Textband, Meister ES, Nr. 12
Kornfeld 283/2024, Los 2037

Ausstellung:
Prints 1400-1800. A Loan Exhibition from Museums and Private Collections, Ausst.-Kat. The Minneapolis Institute of Arts, The Cleveland Museum of Art, The Art Institute, November 1956 bis März 1957, Minneapolis 1956, Kat. Nr. 13

Julius Niedmann, Deutsche Meister vom 15ten Jahrhundert an, Bd. 1, 1858, Inventar 15 (= „Alphabetischer Katalog“), fol. 27, Nr. 5: „Unbekannte Meister des 15. Jh.“ als „Der englische Gruß

Karl Purgold, Lose Katalogblättersammlung, „Kupferstiche“, Nr. 25: „Meister der Sibylle“ als „Verkündigung Mariae“ mit Verweis auf Passavant und Alten Katalog sowie der Bemerkung: „Sehr guter Abdr., verschnitten | 1 Wurmloch in der Brust des Engels“

Durch die Erwähnung des Wurmlochs ist die Provenienz des Blattes in Gotha gesichert, wo es bereits Passavant 1860, Bd. II, S. 75 (als Meister der Sibylle) und nachfolgend Lehrs, Repertorium für Kunstwissenschaft 17, 1894, S. 186 (als Meister E.S.) und in Geschichte und kritischer Katalog des deutschen, niederländischen und französischen Kupferstichs im XV. Jahrhundert (2, Textbd.): [Meister E.S.], 1910, S. 58f., beschrieben.

Die Verkaufsakten bis 1945 geben keinen Hinweis auf einen Veräußerungswunsch des Blattes.

Brustbild Herzog Christoph von Württemberg und Teck Hans Brosamer (zugeschr.) Augsburg: Hans Hofer Um 1550 Kolorierter Holzschnitt mit Typendruck Alte Inv.-Nr.: Xyl.I.117

Provenienz:
Herzogliche Sammlungen zu Gotha, Xylographica-Bände erstmals 1806 in der Literatur erwähnt
Um 1948 unerlaubte Entnahme
Bis 1953 Privatsammlung Deutschland
1953 Einlieferung in das Auktionshaus Klipstein & Co., vormals Gutekunst und Klipstein
Ab 1955 Privatsammlung Schweiz

Auktion/Literatur:
Ludwig Achim von Arnim, „Steinregen“, in: Annalen der Physik, 1806, Bd. 22, H. 3, S. 331 (Erwähnung der Xylographica-Bände, in die das Blatt eingebunden war)
Klipstein & Co., vorm. Gutekunst & Klipstein 78/1955, Los 169, Taf. 36
Geisberg/Strauss 1974, Bd. I, S. 390
Kornfeld 283/2024, Los 2033

Katalogisierung in Gotha:
Karl Purgold, Xylographica, Bd. I. Bildnisse und Kriegsvolk, Inventar 21, um 1900, Nr. 117: Aufgeführt als „Porträt, Brustbild, Herzog Christoph von Würtemberg“ mit Beschriftung „Von Gottes gnaden Christoff Hertzog zu Wirtemberg etc.“; Adresse und Druckort: „Hans Hofer Briefmaler, Augsburg“

Das Blatt gilt als Unikum.

Die Verkaufsakten bis 1945 geben keinen Hinweis auf einen Veräußerungswunsch des Blattes.

Brustbild Leonore Königin von Frankreich Erhard Schön (zugeschr.) Nürnberg: Hans Guldenmund Um 1530 – 1542 Kolorierter Holzschnitt mit Typendruck Alte Inv.-Nr.: Xyl.I.206

Provenienz:
Herzogliche Sammlungen zu Gotha, Xylographica-Bände erstmals 1806 in der Literatur erwähnt
Um 1948 unerlaubte Entnahme
Bis 1953 Privatsammlung Deutschland
1953 Einlieferung in das Auktionshaus Klipstein & Co., vormals Gutekunst und Klipstein
Ab 1955 Privatsammlung Schweiz

Auktion/Literatur:
Ludwig Achim von Arnim, „Steinregen“, in: Annalen der Physik, 1806, Bd. 22, H. 3, S. 331 (Erwähnung der Xylographica-Bände, in die das Blatt eingebunden war)
Klipstein & Kornfeld vorm. Gutekunst & Klipstein 91/1958, Nr. 311, Taf. 24
Geisberg/Strauss 1974, Bd. IV, S. 1245
Kornfeld 283/2024, Los 2034

Katalogisierung in Gotha:

Karl Purgold, Xylographica, Bd. I. Bildnisse und Kriegsvolk, Inventar 21, um 1900, Nr. 206: Aufgeführt als „Portrait (Brustbild) Leonore Königin von Frankreich“ mit Beschriftung „Von Gottes genaden Leonora Künigin zu Frankreich“; Adresse und Druckort: „Hans Guldenmundt, Nürnberg“

Die Verkaufsakten bis 1945 geben keinen Hinweis auf einen Veräußerungswunsch des Blattes.

Standbild Ludwig Pfalzgraf von Rhein, Herzog und Kurfürst von Nieder- und Oberbayern Nürnberg: Hans Guldenmund 1544 Kolorierter Holzschnitt mit Typendruck Alte Inv.-Nr.: Xyl.I.127

Provenienz:
Herzogliche Sammlungen zu Gotha, Xylographica-Bände erstmals 1806 in der Literatur erwähnt
Um 1948 unerlaubte Entnahme
Bis 1953 Privatsammlung Deutschland
1953 Einlieferung in das Auktionshaus Klipstein & Co., vormals Gutekunst und Klipstein
Ab 1955 Privatsammlung Schweiz

Auktion/Literatur:
Gutekunst 85/1957, Nr. 219, Taf. 22
Geisberg/Strauss 1974, Bd. IV, S. 1353

Katalogisierung in Gotha:
Karl Purgold, Xylographica, Bd. I. Bildnisse und Kriegsvolk, Inventar 21, um 1900, Nr. 127: Aufgeführt als „1544. Ganze Figur Ludwig Pfalzgraf von Rhein und Churfurst von Nieder und Ober[…]“ mit Beschriftung „Von Gottes gnaden Ludowicus, Pfaltzgraffe beym Rhein, Hertzog u. Churfurst“; Adresse und Druckort: „Hans Guldenmundt, Nürnberg“

Die Verkaufsakten bis 1945 geben keinen Hinweis auf einen Veräußerungswunsch des Blattes.

Joachim, Markgraf von Brandenburg Niklas Stör (zugeschr.) Nürnberg: Hans Guldenmund Um 1535 – 1560 Kolorierter Holzschnitt mit Typendruck Alte Inv.-Nr.: Xyl.I.139

Provenienz:
Herzogliche Sammlungen zu Gotha, Xylographica-Bände erstmals 1806 in der Literatur erwähnt
Um 1948 unerlaubte Entnahme
Bis 1953 Privatsammlung Deutschland
1953 Einlieferung in das Auktionshaus Klipstein & Co., vormals Gutekunst und Klipstein
Ab 1955 Privatsammlung Schweiz

Auktion/Literatur:
Ludwig Achim von Arnim, „Steinregen“, in: Annalen der Physik, 1806, Bd. 22, H. 3, S. 331 (Erwähnung der Xylographica-Bände, in die das Blatt eingebunden war)
Röttinger, Stör, 1925, Nr. 56
Klipstein & Kornfeld vorm. Gutekunst & Klipstein 91/1958, Nr. 304, Taf. 21
Galerie Kornfeld 2003, Los 29
Geisberg/Strauss 1974, Bd. IV, S. 1353
Kornfeld 283/2024, Los 2036

Katalogisierung in Gotha:
Karl Purgold, Xylographica, Bd. I. Bildnisse und Kriegsvolk, Inventar 21, um 1900, Nr. 139: Aufgeführt als „[Ritter im Harnisch mit Barett, Joachim Markgraf z. Brandenburg], rechts Wappen“ mit Beschriftung „Von Gottes gnaden Joachim Marggraff zu Brandenburg etc.“; Adresse und Druckort: „Hans Guldenmundt, Nürnberg“

Vermutlich handelt es sich bei dem Dargestellten um Joachim Hektor II., Kurfürst und Markgraf von Brandenburg ab 1535.

Der Druck nur noch ein weiteres Mal bekannt, allerdings in s/w.

Die Verkaufsakten bis 1945 geben keinen Hinweis auf einen Veräußerungswunsch des Blattes.