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Das Ekhof-Theater

Entstehung und Geschichte des barocken Theaters

Das Ekhof-Theater auf Schloss Friedenstein ist eines der ältesten erhaltenen Barocktheater der Welt mit noch existierender Bühnenmaschinerie. In den Sommermonaten ist das Theater während des „Ekhof-Festivals“ wieder in seiner ursprünglichen Weise in Betrieb. Die Verwandlung des Bühnenbildes geschieht noch genau wie vor dreihundert Jahren mit Muskelkraft und unter Anleitung des Bühnenmeisters.

Das barocke Theater

Bereits seit dem späten Mittelalter und dem Beginn der Frühen Neuzeit stand das höfische Theater im Dienst der Repräsentation. Zu keiner Zeit war das Theater allerdings so beliebt wie im europäischen Barock. Opulente Inszenierungen sollten die Bedeutung des Fürstenhauses demonstrieren.

Der visionäre Erbauer

Ab 1640 verbreitete sich von Italien aus eine neue Form der Bühnendekoration, die dem Zuschauer mit zahlreichen Kulissen- und Szenenwechseln, Flugmaschinen, Versenkungen sowie weiteren visuellen und akustischen Effekten ein aufregendes Spektakel bot.

Das neue Schlosstheater, das erste seiner Art in Thüringen, war nach dem Vorbild der um 1640 von dem Mailänder Bühnenbildner Giacomo Torelli erfundenen Kulissenbühne mit modernster Bühnentechnik ausgestattet. Dazu gehörten neben einem schnellen Kulissenwechsel ein ausgeklügeltes Beleuchtungssystem sowie zahlreiche weitere Effekte wie Versenkungen, Flugwerke, Wellenmaschinen, Blitze, Donner, Wind- und Regengeräusche.

Die Bühnenmaschinerie

Das perspektivische Bühnenbild besteht aus je vier hintereinander gestaffelten Kulissenflügeln rechts und links der Bühne, dem Rückprospekt und den Soffitten über der Bühne. Der Bühnenboden steigt nach hinten leicht an.

Der große Wellbaum in der Mitte der knapp 1,60 m hohen Unterbühne wurde 1765 durch zwei Wellbäume an den Außenseiten ersetzt. zwei Wellbäume an den Außenseiten ersetzt. Zwei Kronleuchter im vorderen Bühnenbereich, Kerzen an der Rampe im vorderen Bühnenbereich sowie Kerzen bzw. Talglampen an den seitlichen Kulissenleitern sorgten früher für die Beleuchtung.

Unterbühne mit Kulissenwagen und Wellbaum
Auf Anregung der Herzogin Luise Dorothea entstand um 1735 auf Schloss Friedenstein ein höfisches Liebhabertheater, das die bisherigen musikdramatischen Aufführungen allmählich ablöste und sich vor allem dem Schauspiel widmete.

Das Schlosstheater

Die Leitung lag in den Händen der späteren Oberhofmeisterin Juliane Franziska von Buchwald, die Schauspieler kamen aus den Reihen der Hofgesellschaft. Die Stücke wurden meist zu festlichen Anlässen exklusiv für den Hof aufgeführt. Besonders beliebt waren französische Autoren, die in Paris Erfolge gefeiert hatten, wie Voltaire, der ein persönlicher Freund der Herzogin war. Die Hauptrollen waren in der Regel Mitgliedern der herzoglichen Familie vorbehalten.

Das neue Hoftheater

Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg gründete 1775 in Gotha das erste stehende deutsche Hoftheater – ein Schauspielensemble, das im Dienst des Herzogs stand, ein regelmäßiges Gehalt bezog und ausschließlich das Schlosstheater bespielte. Die Leitung des Theater übernahm der Schauspieler Conrad Ekhof (1720 – 1778), der seit 1774 am Gothaer Hof gastierte.

„Der Herzog versäumte keine einzige Vorstellung und war einer der aufmerksamsten und theilnehmendsten Zuschauer. Bey rührenden Scenen flossen seine Trähnen, und bey komischen hörte man ihn herzlich lachen.“
Christian Jakob Wagenseil, 1780

Conrad Ekhof

Ekhof legte großen Wert auf eine sorgfältige Probenarbeit, die durch die kontinuierliche Beschäftigung der Schauspieler an einem Ort erstmals möglich wurde. Das Ergebnis war ein ungewöhnlich gutes Zusammenspiel und Aufführungen von oft hoher Qualität. Das Hoftheater genoss bald den Ruf, eine der besten deutschen Bühnen seiner Zeit zu sein, was neben Ekhof auch anderen begabten Schauspielern und Sängern, Autoren und Komponisten zu verdanken war.  

Anton Graff, Conrad Ekhof, 1774
“Dabei oblag ihm „die Aufsicht der Schauspieler bey den Proben, daß jeder seine Rolle recht wüste und gut spielte, und bey neuen Stücken seine Stellung gut und nicht gegen den Sinn des Stückes nähme.“
Promemoria zur Einrichtung eines ständigen Hoftheaters in Gotha, 17. Juli 1775

Ekhof legte großen Wert auf eine sorgfältige Probenarbeit, die durch die kontinuierliche Beschäftigung der Schauspieler an einem Ort erstmals möglich wurde. Das Ergebnis war ein ungewöhnlich gutes Zusammenspiel und Aufführungen von oft hoher Qualität. Das Hoftheater genoss bald den Ruf, eine der besten deutschen Bühnen seiner Zeit zu sein, was neben Ekhof auch anderen begabten Schauspielern und Sängern, Autoren und Komponisten zu verdanken war.

„Nach der Hamburger Bühne ist sie, im ganzen genommen die beste, die ich bisher sah.“
Ein Zeitgenosse
Unbekannter Künstler, Conrad Ekhof als Herr von Masuren in „Der poetische Dorfjunker“ von Philippe Néricault Destouches, 1771

1774/75 „erfand“ der Gothaer Hofkomponist Georg Anton Benda (1722 – 1795) mit „Ariadne auf Naxos“ den später weit verbreiteten Musiktheaterstil des Melodrams. Drei Jahre lang, von 1775 bis 1778, bis zum Tod Conrad Ekhofs, bildete das Hoftheater den Mittelpunkt des deutschen Theaterlebens. Conrad Ekhofs großes Verdienst liegt in der Entwicklung eines neuen, realistischeren Schauspielstils. Sein Ziel war es, sich so weit in eine Rolle hineinzuversetzen, dass er den individuellen Charakter und die Emotionen seiner Figur erfassen und dem Publikum durch Stimme, Körperhaltung und Gestik glaubhaft vermitteln konnte. Bis dahin war es schauspielerische Praxis, jeweils einen ganz bestimmten Typus mit genau festgelegter Mimik und Gestik zu spielen und die Rollen streng nach Versmaß zu deklamieren.  

Ekhofs Wandlungsfähigkeit und seine Fähigkeit, auch völlig gegensätzliche Charaktere glaubhaft darzustellen, machten ihn in ganz Deutschland berühmt. In Gotha leistete er durch seine intensive Probenarbeit Pionierarbeit und spielte selbst zahlreiche Hauptrollen. Sein Ruf, das gute Zusammenspiel des Ensembles und die hohe Qualität der Aufführungen zogen Theaterbesucher und junge Schauspieler gleichermaßen an. Einer von ihnen war der gerade 18-jährige August Wilhelm Iffland, der auf Empfehlung Ekhofs am 15. März 1777 am Hoftheater debütierte. 

„Der Name Eckhof und mein Glaube an ihn zog mich dorthin. […] Auf der Brücke unweit Sättelstädt vor Gotha überdachte ich meine Anrede an Eckhof. Des anderen Tags stand ich vor ihm. Meine halbe Rede brachte ich vor; aber indem kamen alle Erinnerungen der Vorzeit über mich. Millefont, Antiochus, Richard, Linzens, Codrus, Tellheim, Orosmann – alle diese Gestalten stiegen vor mir auf; und hielten den Lorberkranz über Eckhofs Haupt. Ich musste weinen – mein Herz betete den vollendeten Künstler an – aber ich konnte ihm nichts sagen. Er reichte mir treuherzig die Hand – Durch alle Glieder fuhr mir die Weihe. Seine Fürsorge entschied meine Anstellung. Ich verdanke es ihm ewig.“
August Wilhelm Iffland