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Der Bromacker

Ursaurier, Fossilien, Spuren des Lebens, die seit 290 Millionen Jahren verborgen unter der Erde liegen und noch nie zuvor von einem Menschen gesehen wurden.

Einer der berühmten Funde vom Bromacker sind zwei gemeinsam in Sediment eingebettete Skelette der Amphibienart Seymouria sanjuanensis – das sogenannte „Tambacher Liebespaar“

1887 wurde in Gotha etwas Erstaunliches entdeckt: Auf einer roten Sandsteinplatte fanden sich die versteinerten Fußabdrücke eines unbekannten Tieres.

Spuren in Stein

Die Platte, die aus einem Steinbruch in der Nähe des heutigen Tambach-Dietharz stammte, wurde umgehend für das Herzogliche Museum in Gotha erworben und ging damit in die herzoglichen Sammlungen ein. Mit dem neuen Kustos der naturkundlichen Sammlungen, Wilhelm Pabst, begann dann ab 1892 die Geschichte der heute als Bromacker bekannten Fundstelle.

Prof. Dr. Wilhelm Pabst (fünfter von links) besucht 1895 einen der Sandsteinbrüche am Bromacker

Die Qualität und die Anzahl weiterer Funde von Fossilienabdrücken aus dem frühen Perm vor 290 Millionen Jahren ermöglichten es Pabst, zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zu veröffentlichen. So wurde er zum Mitbegründer der Fährtenkunde, der Palichnologie. Einige Fährtenplatten vom Bromacker wurden zudem an Museen in aller Welt verkauft, um die Studien von Pabst und die Bergung weiterer Platten zu finanzieren. In den 1960er Jahren nahm die Erforschung der versteinerten Spuren ernaut Fahrt auf, aber ein Zufallsfund im Jahr 1974 sollte noch einmal alles grundlegend verändern.

Der Bromacker ist eine der bedeutendsten und produktivsten Fossillagerstätten für Landwirbeltiere (terrestrische Tetrapoden) aus dem frühen Perm von vor etwa 290 Millionen Jahren.

Der Geologiestudent Thomas Martens machte 1974 am Bromacker eine interessante Entdeckung: Er fand in den Schichten über den Sandsteinen, in denen die Fährten gefunden wurden, einen versteinerten Knochen. Eine Sensation! Ab 1978 führte Martens, nun als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Museums der Natur Gotha, regelmäßige Grabungen durch und förderte immer wieder neue Skelettfunde früher Landwirbeltiere zutage. 1993 gewann er hierfür die Unterstützung des Carnegie Museums in Pittsburgh, USA. Fortan nahmen Paläontolog*innen des Museums jeden Sommer an den Grabungen teil, viele der Ursaurierskelette wurden in den USA präpariert und wissenschaftlich beschrieben. Bis 2010 wurden insgesamt zwölf Amphibien- und Reptilienarten entdeckt. Viele dieser Arten sind bisher nur vom Bromacker bekannt.

Eine Sensation ! Wissenschaftler*innen konnten 2007 zwei Arten von Wirbeltieren vom Bromacker den passenden Fährten zuordnen. Das ist weltweit einmalig!

Der Bromacker bleibt eine ergiebige Fundstelle

Obwohl Wissenschaftler*innen bereits seit Jahrzehnten hier arbeiten, kommen immer wieder neue spektakuläre Funde ans Tageslicht. Ziel der heutigen Wissenschaft ist es, das Ökosystem vor 290 Millionen Jahren zu rekonstruieren. Dazu hat sich ein interdisziplinäres Team aus zwei Museen (Friedenstein Stiftung Gotha und Museum für Naturkunde Berlin), dem UNESCO Global Geopark Thüringen Inselsberg – Drei Gleichen und der Friedrich-Schiller-Universität Jena zusammengefunden, das nicht nur modernste wissenschaftliche Methoden anwendet, sondern die Forschung auch für ein breites Publikum öffnet. Interessierte Besucher*innen können den Forscher*innen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen und bekommen so neben den Forschungsergebnissen auch ein Verständnis für die Arbeit der Wissenschaftler*innen vermittelt.

Entdecken Sie den BROMACKER digital

Durch die Untersuchung der Fossilien und der daraus abgeleiteten Artenvielfalt am Bromacker wird das zugrunde liegende Ökosystem rekonstruiert. Die außergewöhnlich gut erhaltenen Spuren- und Körperfossilien, die am Bromacker gemeinsam vorkommen, bieten bisher ungeahnte wissenschaftliche Möglichkeiten. Die Fossilien werden gescannt und digital rekonstruiert. So können Bewegungsmuster der urzeitlichen Saurier nachvollzogen werden. Die Analyse von Lebensgemeinschaften verschiedener Tiere und Pflanzen und deren geographische Verbreitungsmuster erlauben den Wissenschaftler*innen Rückschlüsse auf Nahrungsnetze sowie die Komplexität und Stabilität des Ökosystems.

Das interdisziplinäre Wissenschaftlertaem konzentriert sich auf die Erforschung von Biodiversität des Ökosystems, Biomechanik, Physiologie, Geologie und Klima. Die einzelnen Puzzleteile der Forschungschwerpunkte ergänzen sich ideal und geben ein Bild davon, wie der belebte Bromacker vor 290 Millionen Jahren ausgesehen haben könnte.

„Stellen Sie sich vor, da liegt vor unserer Tür eine fast 300 Millionen Jahre alte Welt, eine ganz andere Welt als heute, und doch können wie sie sehen und begreifen.“
Prof. Dr. Peter Frenzel, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Das BROMACKER lab

Das BROMACKER lab ist ein interaktives Format in der Ausstellungshalle von Schloss Friedenstein. Die Ausstellung präsentiert Fossilien und aktuelle Forschungsergebnisse und lädt Interessierte jeglicher Altersgruppen ein, selbst zum Forschenden zu werden und das erdgeschichtliche Erbe in der Region aktiv zu entdecken.