/ 

Ernst II.

Ein intellektueller Herzog im Zeitalter der Aufklärung und der Französischen Revolution.

Unbekannter Meister, Ernst II. von Sachsen Gotha Altenburg, Detail, um 1800, Öl/Leinwand, 83,0 x 71,0 cm (mit Rahmen)

Ernst II. war ein hochgebildeter und rechtschaffener Mann. Er war erzogen worden, aufklärerisch und tugendhaft zu sein und regierte dementsprechend weitsichtig und modern.

Ernst interessierte sich sehr für die Naturwissenschaften, insbesondere für Astronomie und Kartographie, aber auch für die Alchemie. Diese Leidenschaft entsprang seiner Überzeugung, dass die Natur Geheimnisse birgt, die mit wissenschaftlichen Methoden gelüftet werden können. Deshalb interessierte er sich auch dafür, wie andere Kulturen die Natur erforschten und welche Ergebnisse sie dabei erzielten.

Johann Friedrich Loeber(?), Die herzogliche Familie: Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg, Herzogin Luise Dorothea, Erbprinz Friedrich, Prinzessin Friederike Luise, um 1744
Copyright – Deutsch

Ernst war ein Sohn des Herzogs Friedrich III. von Sachsen-Gotha-Altenburg (1699–1772) und der Herzogin Luise Dorothea (1710–1767) aus dem Haus Sachsen-Meiningen. Nach dem Tod seines älteren Bruders, des Erbprinzen Friedrich Ludwig, der 1756 im Alter von 21 Jahren starb, kümmerte sich die hochgebildete Herzogin, die mit den führenden Geistesgrößen ihrer Zeit in engem Austausch stand, intensiv um die Ausbildung der Prinzen Ernst und August (1747–1806). Sie erhielten eine herausragende Erziehung und wurden von ausgewählten Hauslehrern in literarischen, naturwissenschaftlichen und kameralistischen Bereichen unterrichtet.

Im Jahr 1769 heiratete Ernst Charlotte Amalie von Sachsen-Meiningen (1751-1827). Von ihren gemeinsamen vier Söhnen erreichten nur zwei das Erwachsenenalter, August (1772-1822) und Friedrich (1774-1825).

Charlotte Amalie von Sachsen-Gotha-Altenburg, um 1820, 99,5 x 73 cm
copyright

Die Kavalierstour oder Grand Tour, die die Ausbildung des Prinzen abschließen sollte, führte Ernst in die Niederlande, nach England, wo er seinen Cousin König Georg III. (1738-1820) besuchte, und nach Frankreich. Dort lernte er über Friedrich-Melchior Baron von Grimm (1723-1807), seit den 1770er Jahren Gesandter Sachsen-Gotha-Altenburgs in Paris und Staatsrat der russischen Zarin, den Schriftsteller, Kunstkritiker und Enzyklopädisten Denis Diderot und den Bildhauer Jean-Antoine Houdon kennen. Mit letzterem verband ihn eine langjährige Freundschaft, aus der sich die heute einzigartige Sammlung von Skulpturen Houdons in Gotha erklärt.

Jean Antoine Hudon, Denis Diderot, 1771, Gips
„Junger Mann, Ihr seid nicht gemacht für diese Welt und Eure Sitten sind nicht die von Paris. Bleibt nicht zu lang bei uns, es könnte euch verderben.“
Denis Diderot, 1769

Jean-Antoine Houdons Skulpturen in Gotha

Seine Werke befinden sich in den bedeutendsten Museen der Welt, wie dem Louvre oder der Eremitage in St. Petersburg. Die größte Sammlung des Frühwerks von Jean-Antoine Houdondas bewahrt und zeigt jedoch das Herzogliche Museum in Gotha .



Nach dem Tod seines Vaters, Friedrich III., übernahm Ernst II. 1772 die Regierung. Seine erste Aufgabe, die ihn für viele Jahre beschäftigte, bestand in dem Abbau der enormen Staatsschulden, die ihm seine Eltern hinterlassen hatten, ohne die Untertanen neu zu belasten. Anders als seine Vorgänger vermied er jedoch den Verkauf der Landeskinder als Soldaten sondern fand andere Wege die Schulden seines Landes zu tilgen. Er förderte durch den Ausbau des Manufakturwesens die Wirtschaft seines Landes, förderte das Schulwesen durch den Ausbau des Gymnasium illustre und gründete 1775 das erste stehende deutsche Hoftheater mit Conrad Ekhof als Leiter.

Ernst war Freimaurer und später Illuminat und damit Teil eines gesellschaftsverändernden Netzwerkes. Der französischen Revolution stand Ernst zunächst aufgeschlossen gegenüber, verstand sich selbst jedoch als zwar aufgeklärter, aber absolutistisch regierender Herrscher und lehnte die Ereignisse in Paris zunehmend ab.

Freimaurerschrein, zweite Hälfte 18. Jh., Foto: Lutz Ebhardt

Freimaurer und Illuminaten in Gotha

Freimaurerei und Illuminatentum sind ein wichtiger Aspekt bei der Entwicklung Gothas um 1800 zu einem Ort des geistigen Austauschs, des Gedankenexperiments, der wissenschaftlichen Diskussion und des weltweiten Interesses.

Johann Jonas Michael, Ernst II. von Sachsen Gotha Altenburg, Öl/Leinwand, 83,0 x 71,0 cm (mit Rahmen)

Die Naturwissenschaften, insbesondere die Physik, Anstronomie und Geographie waren das besondere Steckenpferd Ernst II. Er beschäftigte sich nicht nur selbst mit diesen Disziplinen und erwarb bedeutende wissenschaftliche Instrumente, es gelang ihm auch, bedeutende Wissenschaftler nach Gotha zu berufen und den Ort als Wissenschafts-standort zu etablieren.

Mit der Errichtung der ersten Sternwarte auf dem Seeberg unter der Leitung des bedeutenden Astonomen Franz-Xaver von Zach (1754-1832) und der Durchführung des ersten Astronomen-Kongresses 1798 in Gotha erregte Ernst II. internationale Aufmerksamkeit.

Pierre Nicolas Legrand, Franz Xaver von Zach, 73 x 88 cm, erster Direktor der Gothaer Sternwarte